Eine positive und konzentrierte Lernatmosphäre im Klassenraum entsteht durch intensive geistige Auseinandersetzung mit spannenden Lerninhalten und einem Klima von Wahrnehmung und gegenseitigem Respekt. Damit Kinder frei ihren Entwicklungs- bedürfnissen und Interessen folgen können, brauchen sie einen klaren Rahmen, auf den sie sich jederzeit verlassen können. Neben der vertrauensvollen menschlichen Begleitung, bilden eine klare räumliche und zeitliche Struktur diesen Rahmen. Dazu gehört eine räumliche Ordnung, in der sie sich selbstständig orientieren können, und wiederkehrende Rhythmen, die wie ein Herzschlag unaufhörlich weiter schlagen. Diese geben dem Kind das Grundgefühl von Sicherheit und Aufgehoben sein.
Eine wichtige Qualität ist die Fähigkeit, seine Aufmerksamkeit und Energie bewusst zu lenken und den Willen aufzubauen an einer Aufgabenstellung dranzubleiben. In dem Moment, wo das Kind eine Aufgabe gefunden hat, der es sich mit seiner vollen Aufmerksamkeit zuwendet, entstehen in ihm eine Kraft und ein Wille, welche von außen nicht erzeugt werden können.
Maria Montessori hat den Begriff „Polarisation der Aufmerksamkeit“ geprägt. […] Für Maria Montessori hat die ‚Polarisation der Aufmerksamkeit‘ viel mehr bedeutet als ein kognitiver Vorgang zur Steigerung der intellektuellen Aufnahmefähigkeit. Sie war überzeugt, dass hierin ein Schlüssel zur Entfaltung der geistigen und psychischen Kräfte gefunden war: „Kinder, die immer wieder diesen Konzentrationsprozess erfahren, entdecken ihre eigene Stärke, nehmen sich als Subjekt in ihrer Arbeit wahr, werden zu einer starken Selbstdisziplin fähig und finden sich selbst.“ (Horst Klaus Berg/Maria Montessori)
Im offenen Lernraum hat die Lehrperson eine andere Aufgabe als in einem instruktiven, lehrerzentrierten Unterricht. Sie ist Berater und Helfer, Experte für manche Fragen und Themen, Unterstützer von Selbstlernvorgängen der Schüler. Ein offener Lernraum braucht erkennbare feste Grenzen und Verantwortungsbereiche, die je nach Alter und Verantwortungsfähigkeit des einzelnen Schülers variieren können. Für diesen Rahmen und seine Grenzen sowie für das ganze Lerngeschehen ist die Lehrperson verantwortlich.
„Ich kann den Kindern nur diese große Freiheit geben, weil ich in ihnen ihre göttliche Größe sehe.“ (A.S. Neill)