So tauchten wir ein in eine fantastische Entdeckungsreise rund um das Theater und seine Möglichkeiten, in Bezug auf die individuellen und kollektiven Ausdrucksformen dessen, was uns am intimsten ist und nicht immer den richtigen Raum findet, um sich zu offenbaren – unsere Kreativität. Die Schülerinnen und Schüler haben begonnen, dieses Wort mit symbolischen Konzepten zu verkörpern und sind zu dem Schluss gekommen, dass es kein Standardrezept gibt. Sondern das es etwas ist, dass in jedem von uns existiert und leuchtet und es ist, wie unser Fingerabdruck, einzigartig und unabhängig von äußerer Anerkennung.
Wir verbrachten jeden Morgen zusammen – neun Schüler und drei Lehrer. Es begann mit einem kleinen Ritual, bei dem die Schülerinnen und Schüler einen Tee oder eine heiße Schokolade zubereiteten und bei dem das Ziel immer darin bestand, einige Zeit in einem informellen Raum zu verbringen, in dem unerwartete Gespräche, Spiele, und andere Dinge sich entwickeln konnten. Das öffnete eine Atmosphäre von Zusammengehörigkeit, die uns auf die gemeinsame Arbeit mit hoher (meistens!) Konzentration und Motivation vorbereitete. Die Nachmittage verbrachten wir mit anderen Lehrern, um die anderen Fächer des Lehrplans zu studieren.
Das Stück „Der schwarze Schatten und das Rätsel der Prinzessin“, an dem wir gemeinsam arbeiten wollten, wurde vor einigen Jahren von der Kindergemeinschaft von Tamera geschaffen. Die Kinder waren im Alter von 10 bis 12 Jahren. Sie hatten 2007 ihre erste Pilgerreise für den Frieden auf dem Gebiet von Israel/Palästina unternommen. Dort wurden sie mit einer sehr bewegenden Realität konfrontiert, die sich sehr von dem unterschied, was sie bis dahin gekannt hatten, vor allem im Hinblick auf die Realität dieser anderen dort lebenden Kinder. Angesichts dieser Bilder beschlossen sie, ihr Mitgefühl für diese Situation auf die Bühne zu bringen. Sie taten das in verschiedenen Teilen der Welt, wie Kolumbien, Deutschland, der Schweiz und in Portugal, und in drei verschiedenen Sprachen.
Unsere Schülerinnen und Schüler waren von dieser Geschichte sehr inspiriert und wollten sofort an diesem Stück arbeiten und es an die Themen anpassen, die sie für aktuell halten, in sich selbst und in der Welt.
Es folgten drei Wochen mit Improvisationsspielen, Körperbewusstseinsarbeit (individuell und kollektiv), sozialer Gruppendynamik, dem Erforschen der Charaktere. Basierend auf der Verpflichtung, die eigene Komfortzone zu verlassen, und was sie bis dahin von sich selbst schon wussten. Es war eine schöne Gemeinschaftserfahrung, bei der das Gefühl der Gruppe und der Zugehörigkeit zu einem Kollektiv, das für ein gemeinsames Ziel arbeitet, sehr gestärkt wurde. Wir können sagen, dass es in dieser Zeit eine konstante Linie gab: das Abtauchen und Schwimmen im Unbekannten. Und das Arbeiten an der Akzeptanz des Unbehagens, welches sich natürlicherweise daraus ergibt.
Am Ende dieser drei Wochen kehrten die Schülerinnen und Schüler sowie die Lehrer zum „normalen“ Zeitplan zurück. Sie halten jeden Freitagmorgen einen Theaterworkshop in einem komprimierten 4-Stunden-Block ab.
Wir blicken in die nahe Zukunft, wo dieses Stück die Bühnen erreichen wird, mit einem besonderen Glanz der Hoffnung und dem Wachstum unserer politischen Herzen.