Es ist ruhig im Wald. Vögel zwitschern, der Wind rauscht durch die Eukalyptusblätter. Da ein Rascheln, dort eine kleine Bewegung. Inmitten von Büschen und Bäumen sind sie, unsere Kindergartenkinder. An eine Stamm angelehnt oder auf dem Boden liegend. Sie verweilen an ihren Kraftplätzen, die sie sich selber ausgesucht haben und die sie fast jeden Waldtag besuchen. Heute ist das Lauschen ihre Aufgabe. “Was habt ihr alles gehört und wahrgenommen?”, werden sie danach, versammelt auf dem Waldsofa, in einer Einsammelrunde gefragt. Die Liste ist länger als angenommen, da auch Tiger und Feen im Wald unterwegs waren.
Nach dieser geführten Aktion wenden sich die Kinder wieder ihrem freien Spiel zu. Entdecken, erforschen und der eigenen Neugierde folgen können sind zentrale Elemente im Waldkindergarten. Die Kinder haben die Möglichkeit einzutauchen in die unzähligen Möglichkeiten, die der Wald ihnen bietet. Alleine oder in kleinen Gruppen.
Da wird an einem „Haus“ weiter gebaut, dort in einer kleinen Hütte ein Rollenspiel wieder aufgenommen. Zwei Kinder hängen sich gemeinsam an eine Schaukel und drehen sich im Kreis. Später schnitzen sie an ihren Stöcken weiter. Wieder andere schleppen einen großen Ast und legen ihn über eine Kuhle, damit sie über den Ast balancieren können.
Die Begleitpersonen werden kaum in Anspruch genommen. Manchmal geben sie Impulse ein und überlassen es den Kindern, ob diese aufgenommen werden oder nicht oder zu welchem Zeitpunkt. Die Kinder helfen sich bei Herausforderungen, zum Beispiel: auf einen Baum zu klettern. Es gibt genügend Ausweichmöglichkeiten, wenn man mal gerade nicht so gut zusammen kann. Die Neugierde und Begeisterung (z.B. an einer gefunden Vogeleischale) bringt die Kinder immer wieder zusammen. Es entstehen sehr selten Konflikte unter ihnen. Auch deshalb, weil sich die Kinder in ihrem natürlichem Bewegungsdrang entsprechend bewegen und ausleben können. Die Vielseitigkeit der Natur regt zudem ihre Phantasie und Kreativität an, und durch die Wahrnehmung mit allen Sinnen werden Feinmotorik und Gleichgewichtssinn gefördert.
Die 3 Stunden im Wald vergehen schnell. Meistens zu schnell. Mit einem Lied bedanken wir uns beim Wald und all seinen Lebewesen.
Auf dem Nachhauseweg finden wir Kot auf dem Boden. “Von wem ist das?”, wollen einige Kinder wissen. Ein Marder scheint hier letzte Nacht vorbeigekommen zu sein. Was finden wir morgen? Welche Fragen werden auftauchen, welche Rätsel zu lösen sein?