Und du, welches Tier bist du?

„Da ist eine Schlange!“ Die Stimmen der Kinder klingen aufgeregt und neugierig. Die Begegnung mit dem Tier im Wald offenbart eine vertrauensvolle und wache Haltung der Kinder gegenüber diesem sonst eher selten gesehenen Wesen. Tiere, wilde und domestizierte, waren in diesen letzten Monaten ein Thema im Kindergarten. Wir beobachteten unter anderem exotischere Exemplare bei einem Ausflug in den Safaripark oder nahmen Kontakt mit frisch geschlüpften Küken auf, hielten sie in der Hand, fühlten den Herzschlag. Wir verkörperten Tiere in Spielen, erforschten ihre Geräusche und ihre Lebendigkeit.

Unsere Kindergartengruppe wuchs um vier neue Kinder im Alter von drei Jahren. Insgesamt bilden wir nun eine Gruppe von neun Kindern. Und unsere drei Ältesten steigen mehr in die nächste Lerngruppe ein. Diese neuen Schritte im Leben eines jeden Kindes werden von Übergangsriten begleitet.
An einem Vormittag haben wir mit den Kindern und ihren Eltern ein einfaches und doch kraftvolles Übergangsritual durchgeführt, bei dem neue „Raupen“ und „Schmetterlinge“ geboren wurden. Diese Tiere entsprechen Entwicklungsschritten und machen sie den Kindern spielerisch zugänglich.

Im „Lernraum“ entdecken die Größeren Zahlen und Buchstaben. Mit Kreide und Tafel, kleinen Holzstückchen und Kleber entstehen mitunter künstlerische Arbeiten. Ein anderes Beispiel ist unsere regelmäßige Geschichten-Zeit. Ein Gemeinschaftsmitglied hat auf der Basis ihrer palästinensischen Herkunft eine Figur erfunden, die den Kindergarten aus einem fernen Land besucht. Gekleidet im traditionellen palästinensischen Outfit erzählt sie ihre Geschichten, manchmal sehr magisch, manchmal aus ihrem eigenen Leben im Nahen Osten. Solche Räume regen die Phantasie an, fördern es den Fokus und die Konzentration zu halten und bringen die Kinder auch mit einer anderen Kultur und deren Tradition in Berührung.
Unser Kindergarten-Team hatte in den letzten Monaten das Geschenk, eine Praktikantin unter uns zu haben. Anita, jetzt 14 Jahre alt, ist in Tamera aufgewachsen. Sie machte die Erfahrung, was es heißt, Erzieherin zu sein, gab den kleinen Kindern Orientierung und beobachtete die Entwicklungen, die sie mit der Zeit bei den Kindern sah. Sie webte wunderbar ihre eigene Erfahrungen als Gemeinschaftskind in das Praktikum ein. Zum Beispiel, indem sie ihre darstellerischen Fähigkeiten spielerisch in eine portugiesisch sprechende Figur einbrachte, die unseren dreisprachigen Ansatz im Kindergarten ergänzte.