Willkommen lieber Feind
Ein Theaterprojekt der Primarschulkinder
Sehen Sie hier das Video einer Aufführung des Stückes.
In unserem Schulfach „estudo do meio” (welches Geschichte und Geografie beinhaltet), sind wir in die Geschichte der Menschen Portugals eingetaucht. Wer war vor uns hier? Was haben diese Menschen gemacht? Dies waren Fragen, welche die Kinder zwischen 7 und 11 Jahren beschäftigte. Auch haben sie herausgefunden, dass viele Menschen Konflikte um ein Stück Land hatten. Daraus entwickelten sich Fragen wie: Warum haben sie sich darum gestritten? Warum haben sie diesen Ort nicht einfach zusammen bewohnt? Und wer von den beiden Parteien hatte eigentlich recht? Und wer lag falsch? Wer ist der Böse in dieser Geschichte? Gibt es überhaupt einen Bösen in der Menschheitsgeschichte? Muss es diesen geben? Und was tut man, wenn ein „gemeiner“ Mensch vor einem steht?
Wir als Begleiter der Kinder hatten die Frage: Wie können wir alle diese Fragen ganzheitlich bewegen und sie bearbeiten?
Aron, ein siebenjähriger Junge, fand ein Buch mit dem Titel: „Guten Tag, lieber Feind“, geschrieben von Gudrun Pausewang. Es war die perfekte Ausgangslage für unser prozessorientiertes Theaterprojekt. Mit der gemeinsamen Ausarbeitung und theatralischen Gestaltung dieses Kinderbuches, konnten wir die Themen rund um Freundschaft, Krieg, Menschlichkeit und Vergebung erleben und veräußern. Die Gespräche, die wir in „estudo do meio“ um die globale Kriegssituation hatten, fanden eine sichtbare Form im Außen. Auch unsere alltäglichen Fragen unter den Kindern: Wer hat Recht? Warum verhält sich jemand „gemein”? All diesen tiefen inneren Lebensfragen gaben wir einen bewussten Platz im Klassenraum, um sie mit Körper und Geist zu durchdenken, zu spüren und dann bestmöglich auf der puren Ebene des Kindes eine Antwort zu finden.
„O mal pode ser só uma ilusão na cabeça.” = „Das Böse kann auch nur eine Illusion im Kopf sein.“ Francisco (7)
In vier Wochen haben wir viele, viele Fähigkeiten trainiert:
Dem anderen zuhören, Emotionen nur mit dem Gesicht ausdrücken, portugiesischer Sprachausdruck, Szenen improvisieren, den Fokus halten während man eine Szene viele Male wiederholt, Texte lernen, Raumbewusstsein, Kostüme nähen, Bühnenbild malen, Dialoge erfinden und erweitern durch Improvisation, sich gegenseitig helfen, Energie kanalisieren vor dem großen Auftritt, und vieles mehr.
Die Kinder leuchteten nach den zwei großen Auftritten, in denen sie ihr Stück dem Publikum schenkten. Für viele von ihnen, war es das erste Mal, dass sie sich vor so vielen Zuschauern zeigten.
Nun kommt die Zeit der Integration. Ihre großen Fragen reichen von „Wie erschaffen wir Frieden?“ bis zu „Wie gehe ich mit Nervosität und schlaflosen Nächten vor Auftritten um?“. All dies hat nun Zeit, in die Zellen der Kinder einzusinken und Teil ihres Weges zu werden, auf dem sie lernen, friedensschaffend auf diesem Planeten voranschreiten.
Und unser alltägliches Lernen geht im Projekt der „Escola da Esperança“ weiter.