Ich bin, Ich will, Ich kann – Lernen folgt einem individuellen, inneren Entwicklungsplan des Lernenden

Kinder kommen mit unterschiedlichen Begabungen auf diese Welt. Die Entwicklung ihrer individuellen Potentiale braucht ein Lernumfeld, in welchem diese Potentiale gesehen und gefördert werden. Jedes Kind folgt auf einem individuellen Lernweg seinem inneren Entwicklungsplan.

„Nicht nur die Fähigkeit, ständig Neues hinzuzulernen, sondern auch diese Lust, immer wieder Neues zu entdecken, bringen Kinder mit auf die Welt. (…) Die geeignetsten Anregungen für noch zu knüpfende bzw. zu stabilisierende Verschaltungen im Gehirn sind diejenigen, die das Kind von innen, also aus sich selbst heraus, entwickelt“.  (Gerald Hüther, 2006)

Der innere Entwicklungsplan des Lernenden ist eines der wichtigsten Grundprinzipien, auf denen auch Maria Montessori ihre Arbeit aufbaut. Ihrer Erfahrung und Überzeugung nach trägt jedes Kind einen „inneren Bauplan“ für die Entwicklung seiner Persönlichkeit in sich. Sie beschreibt in ihrer Arbeit die „sensiblen Phasen“ als wichtige Entwicklungsschritte der Kinder. Das sind Perioden, in denen das Kind eine besondere Empfänglichkeit, eine besondere Bereitschaft für den Erwerb bestimmter Fähigkeiten hat. Sensible Phasen sind also optimale Lernphasen für ganz bestimmte Funktionen. In jeder vorangegangenen sensiblen Phase wird das Fundament für die darauffolgende gelegt.
Von klein auf haben Kinder selbst ein inneres Gefühl für das, was für ihre Entwicklung gerade richtig ist. Es steht das unmittelbare Befolgen innerer Impulse und das konkrete Tun im Vordergrund. Haben sie die freie Wahl der Tätigkeit und sind eingebettet in der richtigen Sozialform, lernen die Kinder sich selbst und ihre Fähigkeiten kennen und üben Entscheidungen zu treffen. Je älter sie werden, desto mehr bildet sich die Fähigkeit aus, über die Lernvorgänge zu reflektieren und umfassende Verantwortung zu übernehmen für das eigene Lernen und für die Gemeinschaft. So haben sie die Möglichkeit, ihre großen individuellen Potentiale zu erkennen und zu entfalten.

Um diesen organischen und natürlichen Lernbewegungen des Kindes gerecht zu werden, bietet die Escola da Esperança, neben dem offenen Lernraum, zusätzlich weitere Lernumgebungen wie Praktika, Projekte und Werkstätten an. Unter Anleitung von Experten steht handlungsorientiertes Lernen in verschiedenen Arbeitsbereichen der Erwachsenen im Vordergrund. Zum Beispiel ist es uns wichtig, dass vor allem junge Kinder direkten Kontakt mit der Natur bekommen und sie in Begleitung von engagierten Gärtnern, Ökologen und tierkundigen Mitarbeitern mit der Pflanzen- und Tierwelt vertraut werden. In altersgemischten und interdisziplinären Projekten finden die Schüler eine ihren Interessen und Potentialen entsprechende Aufgabe und Position.

Bei langfristigen Projekten, wie zum Beispiel dem Theaterprojekt, kann man als Erwachsener beobachten, wie sich die Kinder selbst, gemäß ihrem Entwicklungsstand, an der richtigen Stelle im Gesamtgeschehen positionieren – wenn dafür der Freiraum bewusst geschaffen ist. Das sind Momente, wo die Kinder zu unseren Lehrern werden und uns das Leben selbst, seine inneren Kräfte zur Selbstorganisation und Selbstheilung, widerspiegeln.